Ewiges Eis? – Nikolaus Geyrhalters neuer Film "Melt": Nikolaus Geyrhalter ist ein Chronist für drängende Probleme der globalen Gesellschaft und einer der wegweisenden Dokumentartisten Österreichs. An seiner Arbeit fasziniert den Wiener seit mehr als 30 Jahren das Zusammenspiel der Menschen mit ihrer jeweiligen Umgebung, mit der Natur, dem Environment. Wie leben wir? Weshalb leben wir so? Wie ticken wir? Versucht man, Antworten auf diese Fragen zu finden, landet man zwangsläufig bei den Auswirkungen. Als Regisseur, Kameramann und Drehbuchautor in Personalunion thematisiert er in seinem neuen, vom ORF im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens kofinanzierten Film "Melt" die Klimakrise. Dafür hat der 53-jährige Motive rund um den Erdball besucht. Etwa in einem Kunstschneeproduktionszentrum im französischen Val d'Isere. Ein weißer Traum wird für Touristen erschaffen, die in einem pervertierten Wintersportland auf Förderbändern zur Apres-Ski-Party und zum Dance-Downhill gebracht werden – geschützt von Wind und Wetter versteht sich. Geyrhalter bleibt seinen ästhetischen Prinzipien treu: bewegte, kontemplative Tableaus, frontaler Blick auf die Protagonisten. Seine Botschaft: während die Menschheit dabei zusieht, wie Schnee und Eis schwinden, kann sie nicht davon lassen, Schnee und Eis auszubeuten. Immer wieder Wien – John Irvings neuer Roman "Königin Esther": Bestsellerautor John Irving hat eine ausgeprägte Affinität zum Skurrilen, seine Helden sind sympathische Außenseiter, seine Bücher wurden mehrfach verfilmt. Etwa "Garp und wie er die Welt sah" oder "Gottes Werk und Teufels Beitrag" – eine mit Michael Caine und Toby Maguire hochkarätig besetzte Literaturverfilmung, die Irving auch einen Oscar für das beste Drehbuch bescherte. Seine Charaktere sind vielschichtig und eigenartig, mehr handelnd als grübelnd. Seine Romane beinhalten oft einen selbstironischen Wink sowie einen autobiographischen Zugang. Etwa im Roman "Bis ich dich finde", in dem sich der junge Protagonist mit seiner Mutter auf die Suche nach dem Vater durch ganz Europa macht. Jetzt liefert der US-Amerikaner mit "Königin Esther" ein neues Buch und schickt seinen Helden ins Wien der 1960er Jahre. Und auch hier erinnert der junge Student nicht zufällig an den Autor selbst. Vor zwei Jahren erschien Irvings 15. Roman, die Familiensaga "Der letzte Sessellift", die mit mehr als 1000 Seiten auch als das letzte Werk des Autors vermarktet wurde. Aber in der Kunst folgt auf den Rücktritt schnell das Comeback. "Königin Esther" wird als "Jahrhundertroman angepriesen, über Identität, Zugehörigkeit und darüber, wie die Weltgeschichte unser Leben prägt. Das alles klingt nach klassischen Zutaten für einen Irving-Hit. Der "kulturMontag" trifft den 83-jährigen in seiner Wahlheimat Toronto zum Interview. Irrungen und Wirrungen – "Alice in Wonderland" bei Wien Modern: Sie wird als "Björk der Klassikszene" gehandelt: Álfheiður Erla Guðmundsdóttir ist wohl eine der interessantesten jungen Sopranistinnen aus Island, die jetzt im Rahmen von Wien Modern am Theater an der Wien in "Alice im Wonderland" zu sehen ist. Die 64-jährige Südkoreanerin Unsuk Chin hat aus Lewis Carrolls Kinderbuchklassiker eine surreal schillernde Oper geschaffen. In der Inszenierung von Elisabeth Stöppler weicht das Märchen der Psychologie. In der Geburtsstadt von Sigmund Freud greift sie die Traumlogik des Werks auf und erzählt die Geschichte rund um Alice, das Kaninchen und den verrückten Hutmacher als eine unablässige Begegnung eines Menschen mit sich selbst. "Wer bin ich?", lautet dementsprechend die grundsätzlich vergnügliche Gretchenfrage.