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Ein Jahr auf Kihnu in Estland
Natur + Reisen, Land + Leute • 23.02.2025 • 19:30 - 20:15 heute
Die Inselbewohnerin Mare vor dem Museum auf Kihnu. Sie ist hier aufgewachsen und versucht, die lokalen Traditionen zu bewahren.
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Die Inselbewohnerin Mare trägt die traditionelle Kleidung der Frauen von Kihnu: bunt gestreifte Röcke und Kopftuch.
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Mare Mätas (3.v.r.) mit ihrer Familie
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Originaltitel
Ein Jahr Auf Kihnu
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2017
Natur + Reisen, Land + Leute
Eine Frau in rotgestreiftem Rock knattert auf einem alten Moped mit Seitenwagen vorüber. "Wenn du einen Rock wie diesen siehst, dann weißt du: Du bist auf Kihnu", sagt sie. Auf der kleinen Insel in der Rigaer Bucht leben etwa 700 Esten nach alten Traditionen, die von Frauen geprägt und an ihre Kinder weitergegeben wurden. Denn das Leben auf Kihnu ist seit Jahrhunderten gekennzeichnet von Abgeschiedenheit und der Abwesenheit der Ehemänner, die als Seeleute oder Fischer oft mehr Zeit auf dem Wasser verbrachten als bei ihren Familien. So konnte hier ein kulturelles System entstehen, das noch heute von Frauen bestimmt wird. Sie sind zuständig für Haushalt, Ernte und familiäre Angelegenheiten. Von klein auf tragen Mädchen und Frauen bunte Wollröcke, deren Farben sich nach der Lebenssituation ihrer Trägerin richten, so dass erkennbar wird, ob diese glücklich ist oder gerade trauert. Die hiesigen Traditionen - darunter auch die Kihnu-Sprache, ein der Insel eigener Dialekt - wurden von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe erklärt. Mare ist auf Kihnu groß geworden. Mit der Vermietung einiger Gästezimmer versucht die Mutter von vier Kindern den Balanceakt zwischen Tradition und gleichzeitiger Öffnung für den Tourismus. Ihr Ehemann Olavi arbeitet auf einem Frachtschiff. Tochter Anni besucht die kleine örtliche Schule. Für sie und 28 weitere Kinder stehen hier auch die Traditionen der Insel auf dem Stundenplan: Akkordeon- oder Geigenunterricht und die folkloristischen Tänze. Regisseurin Julia Finkernagel hat auf Kihnu das Ringen von Jungen und Alten um den Erhalt ihrer kulturellen Identität und deren Vereinbarkeit mit modernen Entwicklungen über ein Jahr hinweg beobachtet.